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Zwischen Hoffen und Bangen- Gedanken zur 30. UN-Klimakonferenz (COP30)
„Das Klima ist ein gemeinschaftliches Gut von allen und für alle. Es ist auf globaler Ebene ein kompliziertes System, das mit vielen wesentlichen Bedingungen für das menschliche Leben verbunden ist. Es besteht eine sehr starke wissenschaftliche Übereinstimmung darüber, dass wir uns in einer besorgniserregenden Erwärmung des Klimasystems befinden. ...Wenn die augenblickliche Tendenz anhält, könnte dieses Jahrhundert Zeuge nie dagewesener klimatischer Veränderungen und einer beispiellosen Zerstörung der Ökosysteme werden, mit schweren Folgen für uns alle.“ (Papst Franziskus in „Laudato si“ 2015)
Seit 30 Jahren nun versuchen die Politiker dieser Welt auf den jährlichen UN-Klimakonferenzen das brisante Thema Klimawandel zu bewältigen. So erfolglos waren sie darin, dass uns jetzt das Klima immer häufiger und stärker mit Extremwetterereignissen Schäden apokalyptischen Ausmaßes beschert. Nicht verwunderlich, dass nicht nur die Einschätzung des Papstes Franziskus sondern auch die renommierter Klimaforscher düster ausfällt. So schätzt Prof. Johan Rockström, Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung im September 2025 die Situation ein: „Derzeit sind mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen nicht mehr im sicheren Bereich. Die Menschheit verlässt ihren gewohnten, für sicher gehaltenen Handlungsraum mit ungewissen Folgen.“
Werden nun endlich die Teilnehmer auf der 30. UN-Klimakonferenz (COP30) vom 10.-21. November in Belém das Ruder herumreißen? Wir hoffen es und bangen, dass sie es wieder nicht können. Die Mächtigen der Welt haben derzeit anderes im Sinn, als die Schöpfung zu bewahren.
Ich erinnere mich zurück an ein Ereignis vom 1. UN- Klimagipfel in Berlin im April 1995. Dort sollte ein Zeichen gesetzt werden. Eine Seilbalance vom Fernsehturm zum Roten Rathaus sollte symbolisieren, dass wir Menschen die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie meistern werden. Doch dieser Balanceakt scheiterte an diesem Abend ausgerechnet an schwierigen Wetterbedingungen - es war für einen 27. März sehr kalt, stürmisch und regnerisch. Der Artist verlor die Balance und die Balancierstange stürzte in die Tiefe. Er konnte sein Leben retten, musste aber von seinem Seil herab steigen.
Damals habe ich es als Zeichen gesehen, gleichwohl aber darauf vertraut, dass sich die Menschheit auf den Weg der Veränderung begeben wird. Nun nehme ich wahr, dass die ökologischen Prozesse aus dem Gleichgewicht geraten. Noch besteht Hoffnung, dass wir den großen Absturz vermeiden können. Aber wir müssen sofort und radikal handeln.
Nun liegt die Macht aber nicht nur bei den Mächtigen, sondern auch bei uns. Unser Handeln ist genau so entscheident und beeinflusst nicht zuletzt auch die, die an der Macht sind.
Wir Christen stehen in der Verantwortung für die Schöpfung und für diese Welt. Haben wir die zerstörerischen Konsequenzen unserer Lebens- und Wirtschaftsweise kritisch genug gesehen? Wie aktiv haben wir uns für die Erhaltung der Schöpfung eingesetzt? Dringend müssen auch wir umdenken und uns unserer Verantwortung stellen.
Die christliche Gemeinschaft muss sich vorbereiten auf die psychologischen und sozialen Probleme und Konflikte, die aus Dürre, Überschwemmungen, Zerstörungen, Ernteausfällen, Lebensraumzerstörungen etc. entstehen. In den Krisen werden Menschen Trost und Zuspruch benötigen sowie auch Mut, Kraft und Zuversicht. Vor allem brauchen wir neue Perspektiven und Werte für ein Leben unter völlig anderen Bedingungen. Und hieraus erwächst besonders uns Christen eine große und entscheidende Aufgabe. Wir sind gefragt, wenn jenseits des Wohlstandsstrebens und der individuellen Freiheit andere Wege gefunden werden müssen. Tugenden wie Demut, Ehrfurcht, Solidarität und Bescheidenheit werden wir neu entdecken müssen. Nicht zuletzt müssen wir uns auch mit den Fragen der Verantwortung für die ökologischen Krise auseinandersetzen, denn diese sind durch unser Tun und Lassen erst zu den geworden, die sie jetzt sind.
In der ländlichen Kirchgemeinde Guben im Spree-Neiße-Kreis wollen wir mit dem ArcheN- Projekt die Schöpfung und vor allem die Hoffnung auf dem schweren und steinigen Weg, der vor uns liegt, bewahren. Wir wollen Perspektiven öffnen, Mut machen und Christen für die Zukunft werden. Kommen Sie mit auf diesem Weg und und folgen Sie uns auf der Website oder auf facebook (www.an-projekt.de). Beschließen Sie in Ihrer Gemeinde das Schöpfungsläuten, bilden Sie Arbeitsgruppen, um die Transformation zu einer klimaneutralnen Gesellschaft voran zu bringen und entwickeln Sie Visionen für ein Leben im ökologischen Gleichgewicht.
Hoffen wir gemeinsam, dass auf dieser 30. UN-Klimakonferenz doch noch bedeutende Schritte zur Bewahrung unseres Lebens gegangen werden.
„Jede Gemeinschaft darf von der Erde das nehmen, was sie zu ihrem Überleben braucht, hat aber auch die Pflicht, sie zu schützen und den Fortbestand ihrer Fruchtbarkeit für die kommenden Generationen zu gewährleisten. Denn „dem Herren gehört die Erde“ (Ps 24,1) ihm gehört letzlich „die Erde, und alles, was darauf lebt“ (Dtm 10,14). (Papst Franziskus in Laudato si)
November 2025
Mein Garten- eine Arche Noah
„Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war“ (1.Moses 24,25)
Heute befinden wir uns im Zeitalter des größten Artensterbens. Es findet jedoch nicht nur irgendwo auf der Welt statt, sondern auch bei uns in Stadt, Land, Wald und Fluss. Jede versiegelte Fläche, jeder kahlgeschorene Rasen, jede Monokultur, jedes Pestizid und jeder begradigte Fluss dezimiert die Vielfalt unserer heimischen Fauna und Flora. Das Artensterben und der Verlust der Vielfalt der Natur ist nicht nur eine moralische und ästhetische Frage der wir uns stellen müssen, sondern zu guter Letzt auch eine Frage unseres eigenen Überlebens. Gott hat uns die Verantwortung für die Welt und die Schöpfung in die Hände gelegt. Mit unserem Tun und Lassen geben wir Antwort darauf.
Das ArcheN- Projekt will deshalb aktives Handeln initiieren und hat bereits im letzten Jahr die Initiative „Mein Garten- eine Arche Noah“ gestartet. Wir wollen Artenschutz im eigenen Garten fördern, um so dem Rückgang etwas entgegen zu setzen. Unser Garten soll zum Schutzraum werden, der Überleben ermöglicht, so wie es einst die Arche tat. Auch wollen wir verantwortliche Menschen wie Noah sein, die sich im Vertrauen auf Gott für die Rettung des Lebens auf dieser Erde einsetzen.
Ein Stück Land ist etwas Wertvolles und Wichtiges, denn das Land trägt und ernährt uns und ist Lebensraum für Menschen wie auch für Pflanzen und Tiere. Wer ein Stück Land besitzt hat daher eine hohe Verantwortung. Obwohl er es besitzt, gehört es ihm nicht allein, denn es gehört weiter zur Erde und zu ihren ökologischen Systemen. Darum sollte jeder, der ein Stück von unserer Erde besitzt, sehr sorgsam und bewusst damit umgehen.
Wir wollen nicht nur besorgt in die Zukunft schauen und resignieren vor all den schlechten Nachrichten, sondern aus Gottes Liebe Hoffnung schöpfen und neue Wege erdenken.
Im Kleinen können wir beginnen. Aber wie kann man die Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Kleinstlebewesen wiedergewinnen? Kein einfacher Prozess, wie wir es auch bei unseren Aktivitäten bemerkt haben. Was verloren gegangen ist, ist erst mal weg. Aber mit Geduld und vielen Ideen kommt Vielfalt langsam wieder zurück. Wir haben es versucht und sind mit unseren ersten Schritten und Erfolgen zufrieden.
Unser Blick geht aber noch weiter. Bei unserem Gartenprojekt wollen wir auch anregen, den Garten wieder als Hausgarten zur Eigenversorgung zu nutzen. Extremwetterereignisse, zu denen Dürre und Hitze gehören, werden die Ernten und damit die Lebensmittelversorgung beeinträchtigen. So müssen wir auch Ernährung in unser vorsorgliches Handeln mit einfließen lassen.
Das ArcheN- Projekt geht dabei auch der Frage nach, wie wir Christen für die Zukunft sein können. Wie muss das Verhältnis zwischen Mensch und Natur/Mensch und Schöpfung sein, damit unsere Nachfahren auf dieser Erde noch lange gut leben können?
Derzeit dominiert atheistisches und materialistisches Denken: wir Menschen können die Welt nach unseren Bedürfnissen und unserem Willen unterwerfen, ausbeuten und ausnutzen. Das hat zu den katastrophalen Zerstörungen unserer Ökosysteme geführt.
Wir als Christen müssen dem unser religiöses und spirituelles Denken entgegensetzen. In diesem Denken sind wir verantwortliche Wesen, die die Schöpfung mit Ehrfurcht und Respekt behandeln, die in Demut und Gerechtigkeit alle ihre Handlungen bedenken. Zu dieser Haltung müssen wir uns stärker durchringen und der Gesellschaft ein Leitbild vorgeben. Es gibt andere Wege, anderes Wirtschaften und anderes gesellschaftliches Zusammenleben. Wir als Christen haben das Potenzial und auch die Pflicht, diese Veränderungsprozesse zu gestalten.
Nun werden auch wir von der von uns verursachten globalen Erwärmung bedroht. Extremwetter zerstören Lebensraum und Ernten. Auch uns kann es jederzeit betreffen. So dürfen wir nicht vergessen, unseren Garten und uns selbst vor Extremwetter schützen. Ein schwieriges Vorhaben, wenn man an die Bilder von verheerenden Starkregenfällen denkt. Aber wir müssen uns darauf vorbereiten, so wie einst Noah eine Arche gegen die Sintflut baute. Bevölkerungsschutz geht gerade als Begriff durch die Medien. Auch wir wollen dazu anregen. Selbst haben wir bereits Bäume zum Schattenspenden gepflanzt und uns mit dem Abfließen von Starkregen beschäftigt.
Seien sie dabei und gestalten sie ihren Garten neu. Denken sie, dass er Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist, den wir uns teilen. Der Garten gehört nicht uns, wir haben nur die Verantwortung für dieses Stück Welt übernommen. Gemeinsam können wir Hoffnung und Schöpfung bewahren, können wir Ideen für unser Christsein in der Zukunft entwickeln.
September 2025
Glocken läuten für die Bewahrung der Schöpfung und Hoffnung
Am Sonntag, den 2. März 2025 erklangen um 18.00 Uhr zum ersten Mal für 5 Minuten die Glocken der Kirchen der Evangelischen Kirchengemeinde Region Guben mit einer besonderen Botschaft: „Bleibt auf dem Weg der Bewahrung der Schöpfung! Werdet trittsicher und konkret in der Hoffnung für diese Welt.“
Die evangelische Kirchengemeinde der Region Guben hat sich zu diesem wichtigen Schritt entschlossen. Sie ruft mit dem Glockenläuten in aller Öffentlichkeit auf, sich für die Bewahrung der Schöpfung und Hoffnung zu engagieren.
Unsere Region ist geprägt von der Energiegewinnung aus Braunkohle und durch den Kampf gegen die Abbaggerung von Dörfern und Landschaften. Wir erleben, dass die Rekultivierung der Landschaft ein mühsamer, langwieriger und teurer Prozess ist und wissen, dass das Kohlendioxid aus unserer Braunkohle weiter in der Atmosphäre bleibt und zum Treibhauseffekt beitragen wird. Zugleich stehen wir mitten in den Herausforderungen, die alternative Energiegewinnung mit sich bringt. So sehen wir uns in der Verantwortung, zu handeln und Zeichen zu setzen. Der Wandel zur fossilfreien Zukunft geht nur langsam voran und immer noch wird der Weg in eine andere Lebens- und Wirtschaftsform von Vielen in Frage gestellt.
Der Gemeindekirchenrat hat sich am 9. Januar einstimmig für das „Schöpfungsläuten“ entschieden und es auch gleich umgesetzt. Deshalb haben wir unsere Initiative zügig über den Gemeindebrief, über Aushänge in den Schaukästen, soziale Medien und mit Beiträgen in der Regionalzeitung sowie dem Amtsblatt bekannt gemacht. In einem Gottesdienst werden wir die „Bewahrung der Schöpfung und Hoffnung“ thematisieren und das Glockenläuten feierlich einführen.
Die praktische Umsetzung war relativ einfach zu bewältigen. Die Läuteordnung stand gerade auf der Tagesordnung und so wurde das Schöpfungsläuten mit aufgenommen. Da manche unserer Kirchen eine Läuteautomatik haben, konnte das Läuten einfach einprogrammiert werden. Dies geschah bei den turnusgemäßen Wartungsarbeiten. In Kirchen, wo von Hand geläutet wird, fanden sich schnell Menschen vor Ort bereit.
Damit ist ein Zeichen gesetzt, das bemerkt wurde und bereits zu Nachfragen führte und Zustimmung gefunden hat. Aber für nachhaltige Veränderungen braucht es noch viel mehr. Derzeit sehen zwar die meisten, dass wir mit Klimawandel und Extremwetter konfrontiert werden, aber erkennen nicht an, dass wir diesen maßgeblich mit verantworten. Die Veränderung eigener Denk- und Lebensweisen geschieht nur langsam. Um diesen herausfordernden Prozess zu begleiten, haben wir, Pfarrer Eric Söllner und Lutz Naschke, das ArcheN-Projekt gegründet. Der Name des Projektes lehnt sich bewusst an die biblische Erzählung von der Arche Noah an. Wir lesen sie als Rettungsgeschichte. Der Mensch gefährdet mit seinem Verhalten die gesamte Schöpfung in ihrem Bestehen. Gott aber rettet das Leben, auch mit Hilfe aufmerksamer, vertrauender und hoffender Menschen.
Mit unserem Projekt wollen wir Menschen zum Selbst- Handeln für Artenschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit anregen, aber auch Fragen nach Schuld, Gerechtigkeit und Vergebung ansprechen, Mut machen, Perspektiven öffnen, und uns mit allen Menschen verbünden, die einen Weg für eine lebenswerte Zukunft suchen. Bedeutende Aufgaben werden mit dem Fortschreiten der ökologischen Krisen auch auf die Kirche zukommen. Existentielle Fragen bewegen uns, weil wir mit eigenem Handeln die Grundlagen unseres Lebens zerstören, ja die Existenz der gesamten Schöpfung bedrohen – wieder einmal. Die Botschaft von Gottes Rettung und das Vertrauen, ein Teil davon sein zu können, muss die Kirche in die Welt bringen.
Wir möchten Sie anregen, mit ihrer Gemeinde unserer Initiative zu folgen. Beschließen auch sie, dass die Glocken in Ihrer Region jeden Sonntag um 18.00 Uhr für die Bewahrung der Schöpfung und Hoffnung läuten. Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen und eine große und starke Bewegung der Hoffnung und Zuversicht zu werden. Weiter Informationen finden Sie dazu auf unserer Website www.an-projekt.de
Wir jedenfalls würden uns freuen, wenn bald jeden Sonntag im ganzen Land die Glocken zum Gebet, zur Umkehr, zur Hoffnung und zur Tat läuten. Sie auch?
Mai 2025